Aktivkohle - Anwendung und Hintergründe
Was genau ist Aktivkohle
Aktivkohle ist ein hoch poröser, Staub feiner, schwammartiger Kohlenstoff, mit einer immens großen inneren Oberfläche.
Die innere Oberfläche und seine poröse Struktur zur Adsorption (d.h.. Adhäsion an der Oberfläche) prädestinieren die aktivierte Kohle, unerwünschte Substanzen aus Dämpfen oder Flüssigkeiten zu entfernen.
Mithilfe von Aktivkohle werden Schwermetalle wie Blei, Zink, Kupfer, Nickel oder Cadmium etc. heraus gefiltert.
Auch Chlor, Pestizide, Trihalogenmethane, Medikamentenrückstände, Hormone, Geruchs-, Farb- oder Geschmacksstoffe werden entfernt. Deshalb findet sie nicht nur in der Abwasser- und Trinkwasseraufbereitung Einsatz, sondern auch in der Medizin, Kosmetik, Chemie sowie in der Lüftungs- und Klimatechnik.
Wie wird Aktivkohle hergestellt
Aktivkohle wird aus mehreren kohlehaltigen Materialien hergestellt, wie beispielsweise Torf, Holz, Knochen, Braunkohle, Steinkohle und Kokosnussschale.
(Acala Wasserfilter verwenden Hightech Aktivkohle aus Kokosnussschalen)
Zuerst wird das Ausgangsmaterial unter 800°C verkohlt. Anschließend wird das Material einem Herstellungsverfahren ausgesetzt, welches eine extrem große innere Oberfläche erzeugt, die sogenannte „Aktivierung“ (daher der Name „Aktivkohle“).
Unglaublich große Oberfläche der aktivierten Kohle
Die innere Oberfläche von 1 g von Ausgangskohle beträgt nur ca. 10 m2. Nach der Aktivierung kann 1 g von Aktivkohle, z.B. aus Kokosnussschale, eine innere Oberfläche von 1000 m2 oder mehr aufweisen.
So z.B.. können 4 bis 5 g Aktivkohle (ein Teelöffel), würde man sie auseinander falten, ein ganzes Fußballfelds bedecken.
aktivierte Kohle - Aktivkohle
Aktivierung der Aktivkohle
Die Aktivierung erfolgt bei Temperaturen von 700 – 1000 °C unter Verwendung von Wasserdampf und Kohlendioxid, zum Teil auch mit Luft. Bei dieser Aktivierung wird ein Teil des Kohlenstoffs in Kohlendioxid umgewandelt, wodurch zusätzliche Poren entstehen und die Oberfläche vergrößert wird.
Man unterscheidet zwischen chemischer Aktivierung und Gasaktivierung. Bei der chemischen Aktivierung wird ein Gemisch von unverkohltem Ausgangsmaterial mit Chemikalien behandelt, hauptsächlich mit Dehydratisierungsmitteln, wie z.B.. Zinkchlorid oder Phosphorsäure, bei Temperaturen von 500 - 900 °C. Bei der Gasaktivierung werden bereits verkohlte Materialien, wie z.B.. Holzkohle, Torfkoks, Kokosnussschalenkoks, Stein- oder Braunkohle als Ausgangsmaterialien verwendet.
Arten von Aktivkohle
Es gibt drei Arten von Aktivkohle: Pulver-, Korn- (Granulat) und Formkohle. Bei der Kornkohle haben die Teilchen eine Größe von ca. 1 mm, während bei Pulver
die Größe ca. 0.1 mm beträgt.
In beiden Fälle ist die innere Oberfläche gleich groß. Bei der Formkohle wird das verkohlte Halbfabrikat pulverisiert, aktiviert und dann mit Klebstoff vermischt und nach Bedarf extrudiert oder gesintert.
Eine Schwierigkeit der Formkohle besteht darin, dass einen Wasserdruck ausgeübt werden muss, damit das Wasser durch die Aktivkohle fließen kann, weil der Klebstoff den Durchgang des Wassers verhindert.
Formkohle/geklebte Kohle
Es ist immens effizienter, wenn Kornkohle verwendet wird, bei der die Schwerkraft alleine ausreicht, um den Fluss zu bewirken.
So hat das Wasser die Gelegenheit sich natürlich zu entfalten. Solch eine Aktivkohle wird bei den Wasserfiltern von Acala verwendet.
Außerdem kann die Größe der Teilchen die Geschwindigkeit der Adsorption beeinflußen, aber nicht die adsorbierte Menge, da dies nur von der inneren Oberfläche abhängig ist. Nach dieser Erkenntnis wird die Kornkohle als effizienter für die Wasseraufbereitung als das Pulver betrachtet.
Struktur der Atome
Mithilfe der Aktivierung erhält die Aktivkohle eine unregelmäßige ungeordnete kristalline Struktur von Kohlenstoffatomen.
Diese ungeordnete Struktur weist eine große Porosität auf, wo die zu filternden Stoffe gebunden werden können.
Diese Poren werden nach ihren Größen klassifiziert: Makroporen (> 50 nm*), Mesoporen (2-50 nm*), Mikroporen (1-2 nm)
und Minimikroporen (< 1 nm*).
Mikroporen sind für kleinere Moleküle geeignet. Kornkohle aus Kokosnussschale hat eine größere innere Oberfläche
und einen größeren Anteil von Mikroporen.
Rückhaltevermögen der Aktivkohle
Inwiefern Aktivkohle eine Substanz adsorbiert, ist von mehreren Faktoren abhängig, z.B.. die Größe der Moleküle, die Löslichkeit der Substanz, ihre Affinität für Aktivkohle, oder auch der pH-Wert vom Wasser, der diese Variablen beeinflusst.
Aktivkohle ist besonders für die Entfernung von organischen Stoffen geeignet, wie Trihalogenmethane, Pestizide oder Hormone, weil diese Stoffe eine größere Affinität für Aktivkohle besitzen.
Kann Aktivkohle Mikroplastik oder Nanoplastik heraus filtern?
Kunststoffteilchen können auch nach ihrer Größe klassifiziert werden. Sie sind allgemein als Mikroplastik bekannt, erhalten jedoch auch unterschiedliche Namen entsprechend ihrer Größe. Mesoplastik (500 µm* - 5 mm), Mikroplastik (50 µm*- 500 µm*) und Nanoplastik mit einer Größe von weniger als 50 µm* (einige Autoren setzen den Grenzwert bei 100 nm** ein). Obwohl sie als Nanoplastik bezeichnet werden, ist ihre Größe tatsächlich größer als 1 nm**
Damit aus Mikroplastik Nanoplastik entsteht ist vor allem Zeit ein Faktor. Es ist geschätzt worden, dass 320 Jahre nötig sind,
damit aus einem 1 mm-Mikroplastik ein 100 nm-Nanoplastik entsteht.
Darüber hinaus untersuchte eine Gruppe von Wissenschaftlern die Verklumpung von 30-nm**-Polystyrolteilchen (eine Art Kunststoff) in Meerwasser und fand innerhalb von 16 Minuten eine schnelle Bildung von 1000 nm**-Aggregaten. So scheint es, dass selbst wenn Nanoplastikteilchen im Wasser sind, sie dazu neigen, sich zu Teilchen von Mikroplastik zu verklumpen.
Die Frage ist also: Kann Aktivkohle Mikroplastik herausfiltern? Die Antwort ist ein ganz deutliches Ja.
Es sollte klar sein, dass die Nanoporen mit einer Größe von weniger als 2 nm** die größeren Teilchen wie, Mesoplastik und Mikroplastik adsorbieren. Bei Nanoplastik ist dies auch der Fall, nur in extremen Fällen von Nanoplastikteilchen mit einer Größe von weniger als 2 nm** könnten diese Partikel durch die Poren gelangen.
So ist die Filtration von Mikroplastikteilchen durch Aktivkohle in so gut wie allen Fällen gewährleistet.
Hinzu kommt, das Plastik nicht in Wasser gelöst ist, also kann man annehmen, das es hydrophob ist und es sich auf der Kohle bzw. in der Kohle wohler fühlt als im Wasser.
Plastik ist organisch und hat deshalb eine erhöhte Affinität zu Aktivkohle.
Wieso ist Plastik Organisch?
Organische Moleküle sind komplexe Moleküle die aus Kohlenstoff und anderen Stoffen bestehen, bei Plastik haben wir es mit Polymeren zu tun, das sind Ketten. Plastik besteht, je nach Art, aus Kohlenstoff, Wasserstoff, Sauerstoff, Schwefel und Stickstoff, das organische bezieht sich bei Plastik auf den Kohlenstoff.
**(1 nm (Nanometer) ist ein Millionstel eines Millimeters)
Aktivkohle ungesund ?
Sie sollten sich keine Sorgen machen, dass Ihr Wasser in Kontakt mit Aktivkohle kommt. Aktivkohle ist ein Naturprodukt, insbesondere wenn es aus Kokosnussschale hergestellt wird.Man bekommt die gleiche Aktivkohle vom Hausarzt, wenn man Durchfall hat.
Sogar zum färben von Eis und anderen Lebensmitteln kommt Kohle zum Einsatz. Kohle hat viele verschiedene Anwendungsgebiete, auch in der Kosmetik werden die exzellenten Eigenschaften zum Vorteil für die Haut eingesetzt.
Damit wird Ihre Gesundheit gewährleistet und so wird das Wasser und die Umwelt geschützt.
Der Einsatz von Aktivkohle in ihrer gegenwärtigen Form hat nur eine kurze Geschichte.
Allerdings wurde Kohle, zumeist als Holzkohle, schon im Altertum, bei den Ägyptern, Indern, Griechen und Römern, verwendet.
In Ägypten fand es z.B.. Einsatz in der Einbalsamierung von Verstorbenen und in der Abdichtung von Schiffsrümpfen.
Die alten Griechen verwendeten Holzkohle als Antidot gegen Lebensmittelvergiftung.
In Indien wurde es zum ersten Mal für die Trinkwasseraufbereitung verwendet, wie ein Sanskrit-Text aus dem Jahr etwa 200 v. Chr. berichtet.
Im 15. Jahrhundert, in der Zeit von Christoph Columbus, entdeckten Seemänner, dass Trinkwasser während der Seereisen länger frisch bleibt, wenn die Holzbehälter innen „angekohlt“ wurden.
Die erste wissenschaftliche Studie zur Aktivkohle wurde von Karl Wilhelm Scheele, einem schwedischen Chemiker, am Ende des 18. Jahrhunderts durchgeführt.
Die erste industrielle Anwendung fand am Anfang des 20. Jahrhunderts statt.